Was möchte Eberhard Groth in der nächsten Wahlperiode erreichen? Am 22.05.2024 gab Herr Groth von 15.00-16.30 Uhr den Redaktionsmitgliedern Sören Carl und Iris Peinl das Interview. Hier stellte er dar, mit welchen Schwerpunten er in der kommenden Legislaturperiode für das Wohl der Gemeinde Fuhlendorf antritt.
Interview mit dem Bürgermeisterkandidat Eberhard Groth
Thema Wahlschwerpunkte
Dorfzeitung: Sie haben sich viel vorgenommen. Was wollen Sie an zentralen Punkten für die Einwohner der Gemeinde umsetzen?
Herr Groth: In den letzten fünf Wahlperioden haben wir uns immer verschiedene Sachen vorgenommen, z.B. Feuerwehr, Kindergarten, Straßenbau und Fahrradwegebau, dort ist vieles abgearbeitet. Jetzt kommen die nächsten fünf Jahre. Hier ist für mich konkret, dass das Freizeitzentrum gebaut werden kann. Davon verspreche ich mir für die Gemeinde eine ziemlich große Entwicklung. Das können der Kindergarten, der Sportverein, ältere Leute nutzen bzw. dort können Versammlungen, Veranstaltungen und auch kulturelle Veranstaltungen durchgeführt werden. Auch die Betreuung für die Gäste und Urlauber ist dort einfacher als an der Hafenstraße, dort ist es ein bisschen versteckt. Am Hafen Bodstedt oder gegenüber ist es repräsentativer. Das ist für mich eine der wichtigsten Aufgaben. Daran arbeiten wir mittlerweile schon 10 Jahre, wenn man es genau nimmt 20, nun wird es ganz konkret. Die Fachplanung ist fertig und muss jetzt einreicht werden. Die Vorplanung war von den Ministerien schon bestätigt. Jetzt geht es darum, den Fördermittelantrag richtig zu stellen, um dann zu gucken, ob wir das Geld, was 2019 versprochen worden ist, noch zu bekommen.
Dorfzeitung: Was sind weitere Schwerpunkte?
Herr Groth: Dann haben wir noch ein großes Thema, das ist der Hochwasserschutz in Michaelsdorf. Das wird ein ganz großes Problem werden. Dazu wurde mit Hilfe vom Ministerium und eines Petitionsschreibens von Bürgern aus Michaelsdorf das Thema Hochwasserschutz neu aufgerollt, dies sollten wir weiter ausbauen. Die Ostseestiftung ist an die Gemeinde herangetreten und wurde vom Ministerium mit eingebunden, sie will natürlich das sogenannte Moorschutzprogramm für den Polder Fuhlendorf voranbringen. Die Gemeinde ist mit dem Ministerium im Gespräch, den Hochwasserschutz für Michaelsdorf bis nach Neuendorf, Neuendorf Heide mit einzubinden. Das Problem ist dabei, für den Hochwasserschutz ist nicht die Gemeinde verantwortlich, sondern der Hochwasserschutz ist immer in zwei Kategorien unterteilt: Einmal der Hochwasserschutz des Ortes, das heißt erste Ordnung, dafür ist das Land verantwortlich. Und in der zweiten Ordnung ist der Wasser- und Bodenverband verantwortlich. D.h., da werden die landwirtschaftlichen Flächen geschützt, soweit es geht, und über die Umlagen der Flächenbesitzer refinanziert. Wir können das nur begleiten und eventuell, dass ist im Gespräch, die Anträge stellen. Es wird voraussichtlich so sein, dass im Juli / August 2024 die Ostseestiftung mit der Vorplanung so weit ist, dass das für diejenigen, die es betrifft, öffentlich vorgestellt werden kann. Dann haben wir immer den Straßen- und Wegebau, der ist eine ganz normale Angelegenheit. Hier reicht eine Legislaturperiode nie aus, um Projekte durchzukriegen. Das nächste Straßenbauprojekt ist; Am Brink, Neuer Weg, Alte Dorfstraße bis praktisch an den Mittelweg und an den Heideweg. Dort sind die Vorplanungen zu 95 % abgeschlossen. Das heißt, auch das kann nach der Wahl in die Öffentlichkeit gebracht werden, wenn die neue Gemeindevertretung dem zustimmt. Dann kann es – wenn wir Glück haben – noch in diesem Jahr beginnen.
Weiterhin sind wir dabei, die Trauerhalle in Bodstedt umzubauen, diese soll noch in diesem Jahr fertiggestellt werden. Da muss ich, glaube ich, nicht so sehr viel sagen, die meisten kennen das. Die Trauerhalle ist in einem so schlechten Zustand, dass man da eigentlich keine Beerdigung mehr durchführen kann. Das haben wir auch schon in Michaelsdorf gemacht, hier ist die Trauerhalle auch saniert worden. Dann haben wir einen gemeindeeigenen Friedhof in Michaelsdorf, der muss unbedingt überholt werden. Dort haben wir ein Museumsteil errichtet, mit den alten Gedenksteinen von Fischersleuten oder Seeleuten. Jetzt müsste der Friedhof wieder ein wenig aufgepäppelt werden. Sollte ein Einverständnis erzielt werden, dann könnten wir da eine Urnengrabstelle errichten.
Und dann ist da das Übliche: Wege, Straßen, Radwege – Unterhaltung. Seit 1994 haben wir uns mit dem Bau von Radwegen beschäftigt und geplant. Jetzt müssten die Radwege wieder teilweise saniert werden. Das können wir natürlich auch dadurch machen, dass wir durch den Tourismusbetrieb, den wir jetzt gegründet haben, 50% der Gelder aus dem Tourismusbereich nehmen können, weil die Radwege auch touristisch genutzt werden. D.h.: 50% der Gelder müssen wir nicht mehr aus dem Gemeindehaushalt entnehmen. Also haben wir im Haushalt ein bisschen Luft. Dadurch erhalten wir ein wenig mehr Spielraum.
Seit 15 Jahren versuche ich, das mit dem Kriegerdenkmal für die Gefallenen des 1. Weltkrieges hin zu bekommen. Jetzt würden wir das Geld dazu haben, leider ist das eiserne Kreuz kaputt. Das habe ich mittlerweile zu einem Künstler hingebracht, der sich damit beschäftigt, es ist nicht schweißbar, so wird es wahrscheinlich neu hergestellt. Dann müssen wir gucken, was wir machen können.
Die Feuerwehr mit Auto ist beantragt und vorbereitet. Wir warten darauf, dass wir in die Förderperiode kommen, dann wird es dort eine komplette Neugestaltung der Feuerwehr geben. Die Feuerwehr ist nicht marode, sondern sie hat teilweise keine Betriebserlaubnis mehr. Der erste große Mangel ist die Ausfahrt, sie führt sofort auf die Landesstraße, somit ist die Aufstellfläche für das Auto zur Straße nicht ausreichend, sie ist zu kurz. Das ist die größte Beanstandung. Auch haben wir keine Trennung von Umkleideräumen zwischen Männern und Frauen. Dies sind kleinere Mängel, die beseitigt werden müssen.
Im Hinterkopf habe ich noch, mit der Gemeinde Pruchten eine gemeindeübergreifende Maßnahme vorzubereiten, und zwar die Verbreiterung der Straße als Busverbindung vom Bodstedt in Richtung Pruchten und Gutglück. Dort fahren unsere Schulkinder und die Straße ist für Busse sehr eng und das kann nur eine gemeindeübergreifende Maßnahme werden, wenn gefördert. Aber das wird wahrscheinlich nicht in den nächsten fünf Jahren durchsetzbar sein.
Dann haben wir die Strandabschnitte. Der Strandabschnitt in Bodstedt ist augenblicklich sehr ausge-spült. Da haben wir schon ein Planungsbüro angesetzt. Das soll herausfinden, welche Möglichkeiten wir haben, dass durch die Strömungsverhältnisse, die durch den Bau des Hafens entstanden sind, nicht immer der Sand ausgewaschen wird. Zur Zeit holen wir alle zwei Jahre den Sand wieder zurück, um den Strand so zu gestalten, dass der nutzbar bleib. Weiter sind wir in Verhandlung mit dem Eigentümer des Café Redensee und dem Investor der EWP. Hier wollen wir, dass der Standabschnitt Café Redensee gemeinsam wieder so hergestellt wird, dass er nutzbar ist und dass er in der Öffentlichkeit bleibt, obwohl er nicht unser Eigentum ist. Strandabschnitte sind fast alle nicht in unserem Eigentum. Ein Riesenproblem, das wir immer noch nicht lösen konnten. Auch für den Standabschnitt Fuhlendorf müsste eine Lösung gefunden werden, den würde ich gerne wieder mit viel Eigenleistung herstellen. Auch dort muss der Zugang, der z.Zt. nicht öffentlich ist, geregelt werden. Ich habe schon Kontakt mit den Eigentümern aufgenommen, um eine Lösung zu finden, die für die Gemeinde finanzierbar ist, dies muss dann durch das Liegenschaftsamt vorbereitet werden.
Eine der wichtigsten Aufgabe ist ein solider Haushalt, den wir nach wie vor haben, obwohl wir hier Millionen investiert haben, sonst haben wir keine Möglichkeit, Projekte anzugehen. Es muss immer ein gewisser Eigenanteil aufgebracht werden, wenn man ein Projekt entwickeln will, egal in welcher Höhe. Du bist immer auf Fördermittel angewiesen, sonst kriegst du nichts in der Gemeinde fertig. Bei Investitionen geht es immer um eins, zwei oder drei Millionen, die kann eine Gemeinde in unserer Größenordnung mit 821 Einwohnern nicht aufbringen.
In diesem Jahr findet die 60. Zeesbootregatta statt, diese wird auch von der Gemeinde begleitet in Zusammenarbeit mit dem Segelsportverein, dort wirkt sich der Neubau des Hafen positiv aus.
Auch müssen wir gucken, wie wir im kulturellen Bereich weiterkommen, das wird sehr schwierig werden, aber wir sollten das als Gemeinde nicht aus dem Augen verlieren.
Dorfzeitung: Sie haben noch einmal ausführlich Ihre Schwerpunkte für die nächste Legislatur beschrieben. In meiner Wahrnehmung sind das die Schwerpunkte Tourismus- und Freizeitzentrum…
Herr Groth: … ach so, dann haben wir noch einen großen Schwerpunkt, der wird immer wieder vergessen: Der Bauhof. Wenn wir eine vernünftige, saubere und gut ausgestattete Gemeinde haben wollen, die auch angenommen wird, dann brauchen wir eine vernünftige Ausstattung auf dem Bauhof. Das heißt, wir brauchen gute Technik, wir brauchen gute Leute und das muss immer weiter ausgebaut werden. Und das ist leider in den letzten 20 Jahren nie so richtig zum Tragen gekommen. Hat aber auch damit zu tun, dass das Freizeitzentrum eigentlich hinter dem Kindergarten angedacht war, aber wir wussten nicht, ob dies förderfähig ist. Jetzt wissen wir, dass der Bau dort nicht gefördert worden wäre, das heißt wir mussten uns neue Gedanken machen. Der Kindergarten ist mittlerweile auch 11 Jahre alt, also muss auch da wieder was gemacht werden…
Dorfzeitung: Sie haben viele Schwerpunkte genannt, aber lassen Sie uns bitte auf zwei Schwerpunkte noch einmal genauer zurückkommen. Mit dem Tourismus verbinden sich verschiedene Organisationen, die Sie bitte erklären, nämlich erstens die Anstalt des öffentlichen Rechts, die gegründet worden ist und zum 1. August 2024 tätig wird, zweitens die Tourismuszentrale südliche Boddenküste und drittens der Tourismusverein. Erläutern Sie bitte, wie diese drei Organisationen zusammenhängen.
Herr Groth: Es ist eine Organisation.
Dorfzeitung: Erläutern Sie das bitte.
Herr Groth: Wir haben 2014 mit der Idee angefangen, hier einen Tourismusverein zu gründen. Den Vorläufer hat es schon nach der Wende über ABM in unserer Gemeinde gegeben. Wir haben seit 2000 das Hafengebäude in der Hafenstraße immer schon als Tourismusanlaufstelle gehabt. Leute konnten sich dort alle Informationen holen, die vorhanden waren. Hier ist der Begriff südliche Boddenküste geprägt worden von denjenigen, die damals das ABM-mäßig betrieben haben. Wir, die drei Bürgermeister der Gemeinden Saal-Fuhlendorf-Pruchten, haben uns zusammengesetzt und gesagt, das müssen wir auf vernünftige Füße stellen. Also haben wir einen Tourismusverein gegründet zwischen den drei Gemeinden mit einem öffentlich rechtlichen Vertrag. Danach haben wir jemand eingestellt, diese Frau saß noch im Amt Barth und hat für uns drei Gemeinden die gesamte Arbeit vorbereitet. Also erst mal die touristisch relevanten Aufnahmen machen und natürlich die Vermieter erfassen. Nachdem diese Frau ihr Arbeitsverhältnis beendet hat, haben wir gemeinsam Frau Hannemann und Frau Johannsen eingestellt. Diese haben für uns drei Gemeinden den Tourismusverein vertreten und da wir schon immer vorhatten, uns aus dem Amt Barth im touristischen Bereich zu lösen, das heißt, dass wir drei Gemeinden eigenständig sein wollten, ist aus dem Tourismusverein südliche Boddenküste das Kommunalunternehmen Südliche Boddenküste als Anstalt des öffentlichen Rechts entstanden. Diese Anstalt des öffentlichen Rechts haben wir in Zusammenarbeit mit Rechtsanwalts-, Steuerbüros und Rechtsaufsichtsbehörde ins Leben gerufen. Sie wird am 1. August 2024 offiziell die Arbeit aufnehmen.
Dorfzeitung: Ist die Satzung dieser Anstalt öffentlich einsehbar?
Herr Groth: Alle Satzungen sind grundsätzlich einsehbar.
Dorfzeitung: Und wo?
Herr Groth: Im Amt Barth, auf der Seite der Gemeinde Fuhlendorf, wenn sie durch die Rechtsaufsichtsbehörden geprüft und bestätigt ist. Wann dies genau sein wird, weiß ich nicht, vielleicht ist sie schon eingestellt, Sie können das bei zu Frau Hannemann hinterfragen und eventuell sich die Satzung ausdrucken lassen.
Dorfzeitung: Die Anstalt des öffentlichen Rechts hat ein Stammkapital. Wie hoch ist dieses Stammkapital und wie wird das zwischen den Gemeinden aufgeteilt?
Herr Groth: Jede Gemeinde hat 17.000€ Stammkapital.
Dorfzeitung: In Ihren Wahlunterlagen haben Sie eine kleine Skizze zu dem Freizeit- und Begegnungszentrum veröffentlicht. Erläutern Sie inhaltlich, was diese Skizze aussagen soll.
Herr Groth: Ganz einfach. Wenn man draufguckt, der kleinere Teil links ist der Tourismusbereich, in der Mitte sind die Toiletten und Umkleideräume sowie Abstellräume und der große Teil rechts ist die Freizeithalle für Sport und Veranstaltungen.
Dorfzeitung: Ich würde gerne zu dem Hochwasserschutz Fragen stellen. Soweit ich es verstanden habe, geht es im Rahmen des Hochwasserschutzes der Ostseestiftung und der Gemeinde um die Renaturierung bestimmter Flächen…
Herr Groth: Dann muss ich sehr weit ausholen.
Dorfzeitung: Kommen Sie einfach auf den Punkt.
Herr Groth: Das ist nicht so einfach, weil das schon über 10 Jahre und länger läuft. Der Ortsteil Michaelsdorf wurde, als die Windmühlenanlage Baltik 1 gebaut werden sollte, als Ausgleichsflächen ausgesucht. Da haben wir das erste Mal darüber gesprochen, wie man dort den Hochwasserschutz sichert. Sollten im Polder Fuhlendorf, die Deiche geschliffen oder erhalten bleiben … so ging das los. Dann fiel dieses Projekt für uns ins Wasser, weil wir als Gemeinde nur begleiten können. Wir sind keine Eigentümer der Flächen. Das heißt, wir können nur so weit mitsprechen und sagen: Wenn ihr uns alles vorlegt und euer Projekt ist schlüssig, dann könnten wir als Gemeinde dem zustimmen. Brauchen wir theoretisch aber nicht, weil Hochwasserschutz ist eine Aufgabe des Landes. Der Bund und das Land hat Gelder zur Verfügung gestellt für die Ostseestiftung. Die kam dann auf die Gemeinde zu und fragt, ob die Gemeinde dem Projekt positiv gegenüberstehen kann oder nicht. Ich bin so ein Typ, dass ich immer positiv denke, das heißt, wenn die dort was machen wollen, muss man gucken, wen kann man dazu gewinnen. Das sind nach meiner Meinung alle Eigentümer, die Flächen dort haben. Dort kann jeder einen gewissen Vorteil oder Nachteil haben. Die Bauern haben vielleicht den größten Nachteil, weil Sie teilweise Flächen unterhalb null haben und so monatelang nicht nutzbar sind. Das heißt aber im Endeffekt, sie haben jetzt schon Nachteile, wenn der Bodden überläuft. Das war für mich der Einstieg mit der Ostseestiftung. Ich habe gesagt, nicht nur den Polder und das Moorschutzprogramm betrachten, sondern ihr müsst auch den Hochwasserschutz bei der Planung beachten. Die Ostseestiftung ist eigentlich nur für den Polder Fuhlendorf zuständig, das heißt im Prinzip vom Schöpfwerk in Richtung Michaelsdorf. Das war für mich der Ansatz, mit ihnen zu diskutieren, ihr müsst auch der Hochwasserschutz in Michaelsdorf betrachten und dem entsprechen auch die Vermessung in Auftrag geben. Wo muss ein Hochwasserschutzdeich verändert werden, erhöht werden oder wo ist der nur für die Fläche zweiter Ordnung, also Landwirtschaftsfläche, notwendig. Dieses wird z.Z. von der Ostseestiftung vorbereitet. Von den Bürgern aus Michaelsdorf wurde ein Petitionsschreiben an der Bürgerbeauftragten geschickt, um die Hochwassersituation für den Ort Michaelsdorf darzustellen. Dies kann von der Gemeinde nicht vorgenommen werden, weil der Bürgerbeauftragte die Interessen der Bürgerinnen und Bürger vertreten soll.
Dorfzeitung: Wie stehen Sie als Gemeinde zu dieser Petition?
Herr Groth: Als Bürgermeister finde ich das Petitionsschreiben sehr gut, weil dort viele Probleme angesprochen wurden. Aus Erfahrung beim vorherigen Bürgerbeauftragten, bei dem ich mit meinen Bürgermeisterkollegen vorgesprochen habe, wurde uns mitgeteilt, dass er die Interessen der Bürger zu vertreten hat und nicht die Interessen der Gemeinden, deshalb habe ich das Petitionsschreiben sicherheitshalber als Bürgermeister nicht unterschrieben.
Nach Aussage der Ostseestiftung soll die Vorbereitung der Vorplanung im Juli/August 2024 fertig sein und vor Ort vorgestellt werden. Dann können sich die Grundstückseigentümer damit beschäftigen, sagen jawohl, wir wollen das so oder wir wollen das nicht so. Die Michaelsdorfer Bürgerinnen und Bürger werden dann zum Hochwasserschutz Aussagen machen können. Wenn man das rein technisch betrachtet, ist es so, dass die Straße, die nach Michaelsdorf führt, an einigen Stellen entweder angehoben wird oder ein kleiner Deich davor gebaut werden muss. Nach Aussage eines Mitarbeiters aus dem Ministerium, gibt es drei Varianten, man könnte sagen. Einmal: Den Ort Michaelsdorf komplett eindeichen. das ist die gefährlichste Variante, wenn ein Deich dann mal durchbricht, dann könnte Michaelsdorf weg sein. Zweitens: Einen zweiten Deich machen, der weiter weg ist von Michaelsdorf und drittens: Den Polter Fuhlendorf als Moorschutzprogramm ausbauen und einen Riegeldeich, oben am Friedhof errichten und den Hochwasserschutzdeich, der hinter Michelsdorf verläuft in Richtung Neuendorf-Heide, erhöhen.
Dorfzeitung: Und diese drei Varianten werden dann den Bürgern angeboten oder nur die eine favorisierte Variante?
Herr Groth: Da muss ich jetzt abwarten, es gibt keine Vorzugsvariante. Die Ostseestiftung hat vom Land und Bund den Auftrag bekommen, alles zu prüfen. Es gibt keinen Auftrag der Gemeinde, die Ostseestiftung wird die Gemeinde regelmäßig informieren. In einer Sitzung wurden die Gemeindevertreter durch die Ostseestiftung über das Vorhaben informiert. Die Gemeindevertretung hat die Ostseestiftung aufgefordert alles soweit vorzubereiten, dass es der Öffentlichkeit vorgestellt werden kann. Nach Aussage des Ministerium, soll für die Maßnahmen genügend Geld vorhanden sein.
Dorfzeitung: So, ich habe geguckt, die Satzung der Anstalt des öffentlichen Rechts ist noch nicht veröffentlicht. Da ist noch das Alte, was man so kennt, aus der Öffentlichkeit. Zum Thema Radwege und Instandhaltung. Das stand ja schon im alten Wahlprogramm … Wenn ich jetzt in Richtung Michaelsdorf rausfahre oder eine Tour nach Zingst mache, wo zwischen Pruchten und Bresewitz die Radwege in einem ganz schlechten Zustand sind …
Herr Groth: Diese zuletzt genannten Radwege zwischen Pruchten und Bresewitz gehören nicht in unseren Zuständigkeitsbereich! Grundsätzlich: Die Instandhaltung der Radwege sind eine immer wieder kehrende Arbeit, die regelmäßig gemacht werden muss, das wird auch weiterhin so sein, aber auch da musst du immer wieder im Haushalt gucken, was du machen kannst. Bis jetzt ist es so, dass wir alles aus dem Haushalt genommen haben. Jetzt haben wir folgende Möglichkeit: Die Radwege sind eine Anlage und Infrastruktur, die von allen genutzt wird. Einmal von den Gästen und Urlaubern und einmal von den Einheimischen. Das heißt, dort kann gesplittet werden, wenn wir jetzt 50 % mehr im Haushalt haben, dann können doch wichtige Stellen im Haushalt einplanen werden. Wir brauchen immer ein Jahr Vorlauf, damit dies im nächsten Haushalt eingeplant werden kann. Das heißt, die Gemeindevertreter müssen sich im September, Oktober alles genau anschauen und sagen, wir brauchen circa im nächsten Jahr 40.000€ für die Erhaltung der Radwege. Im Großen und Ganzen sind auf unserem Gebiet die Radwege recht gut in Ordnung. Es ist wenig kaputt. Wir haben noch eine gefährliche Stelle mitten im Ort, das ist der Baum bei der Fleischerei. Seit 2019 versuchen wir dort mit den Behörden eine Lösung zu finden, es ist uns bis heute nicht gelungen bzw. sind alle Anträge abgelehnt worden, das heißt wir müssen den Klageweg beschreiten. Diese Gefahrenstelle ist für Einheimische, Urlauber und vor allem für die Kinder sehr groß und äußerst gefährlich. Für die Kinder deshalb, weil sie dort regelmäßig zum Bus müssen, um zur Schule zu kommen.
Zu den Radwegen habe ich eigentlich eine positive Einstellung: Die Gemeinde Fuhlendorf hat eine hundertprozentige Radwegeanbindung an alle umliegenden Dörfer. Aber noch mal: Im Tourismus- und Gemeindebereich ist jede Gemeinde trotzdem eigenständig, wir wollen nicht, das Gemeindevertretungen über die anderen Gemeinden mitbestimmen.
Thema Gemeindefinanzen-Einnahmen
Dorfzeitung: Wir kommen zum zweiten Schwerpunkt. Bitte erläutern Sie, welche Schwerpunkte sie für zukünftige Gemeindeeinnahmen setzen.
Herr Groth: Die Schwerpunkte sind gesetzlich geregelt. Das sind die Zuweisung pro Einwohner. Du kriegst pro Bürger eine Geldzuweisung. Das ist erst einmal der Hauptpunkt. Ich sag’ mal als Beispiel: Hier kriegen wir insgesamt so 400.000€. Dann haben wir die Einnahmen aus der Einkommenssteuer, die Einkommen aus der Gewerbesteuer und die Einkommen aus der Zweitwohnsteuer. Die Leute, die sich die Zweitwohnung hier leisten können, bezahlen dafür, sie nutzen auch zum größten Teil die Infrastruktur mit, die geschaffen worden ist durch die Bürgerinnen und Bürger ab 1990, denn mit den Steuergeldern ist alles erst entstanden und dann kamen die Einnahmen aus der Zweitwohnsteuer dazu. Zusätzlich kommen jetzt noch die Einnahmen aus der Touristikabgabe, wir sind kein Kurort, das ist immer so ein bisschen zwiespältig. Aus diesem Gesamtkontext können wir dann unsere Wunschvorstellungen, die wir haben, vorbereiten und realisieren.
Dorfzeitung: Wir würden gerne zu den einzelnen Komponenten noch mal kurz nachfragen, und zwar zunächst zur Touristikabgabe. Hier gibt es auch Bedenken bei Einwohnern, die sagen, dass der Tourismus möglicherweise zu stark entwickelt wird und das Dorf möglicherweise überformt.
Herr Groth: Das ist ab 1954 entstanden.
Dorfzeitung: Begründen Sie das bitte.
Herr Groth: Das habe nicht ich zu verantworten. Ab 1954 hat sich die Gemeinde Fuhlendorf dazu entschlossen, den Tourismus stärker auszubauen, damit viele davon profitieren können. Somit entstanden 45 Betriebsferienanlagen mit über 6500 Gäste pro Tag, zu DDR-Zeiten. Das muss man sich mal überlegen! Wir haben 1994 angefangen, den Flächennutzungsplan zusammen mit der Raumordnungsbehörde zu entwickeln. Den habe ich vehement befürwortet und wir haben immer wieder gekämpft, dass wir diesen Flächennutzungsplan bekommen. Das ist das Wichtigste, was wir für die Entwicklung der Gemeinde Fuhlendorf machen konnten. Deshalb haben wir dafür gesorgt, das wir den Massentourismus entgegen wirken können und ich das Wort „Massentourismus“ in diesen Zusammenhang nicht mehr hören kann. Denn: Die Behörden, nicht die Gemeinde, erteilen die Genehmigung für’s Bauen oder für’s Nichtbauen. In diesem Flächennutzungsplan haben wir ungefähr 10, 12 oder 15 Ferienanlagen von den 45 mit eingearbeitet, die nach unserer Auffassung bleiben oder auch wieder entwickelt werden könnten. Das heißt, wir haben 30 von vornherein weggelassen und im Prinzip kann diese Befürchtung, dass der Ort übervölkert wird mit Urlaubern, nicht stimmen. Die große Ferienlage „Kranichsruh“ beinhaltet weniger Urlauber als es vorher waren. Dort konnten 500 bis 800 Leute untergebracht werden.
Dorfzeitung: Ihr Argument ist: Gemessen an der Ausgangsposition Fuhlendorf noch zu DDR-Zeiten ist es heute ein moderater Tourismus.
Herr Groth: Ja, es geht noch weiter: Wir haben 821 Einwohner, z.Z. haben wir ca. 500 Übernachtungen / Tagesurlauber pro/Tag. Ich sage jetzt mal als Beispiel, wenn das vielleicht mal gut gehen würde, haben wir eins zu eins. Zingst ist bei 1:10.
Dorfzeitung: Das ist ein anderes Szenario. Und dass es Befürchtungen hier in der Gemeinde gibt, steht den Einwohnern zu. Und Ihnen steht es als noch Bürgermeister zu, entgegenzuhalten, dass diese Befürchtungen sachlich nicht richtig sind.
Herr Groth: Nein, die Befürchtung ist doch in Ordnung und nachvollziehbar, verschiedene Meinungen sind doch in Ordnung. Aber mit diesem Flächennutzungsplan, ich sage es noch einmal, hat die Gemeinde sich geäußert, welche vorhandenen Ferienlager oder Betriebsferienheime oder Kinderferienlager eventuell wieder arbeiten könnten und diese Entscheidung musste 1994 /1995 gefällt werden. Das Fischkombinat in Bodstedt Richtung Gutglück auf der rechten Seite, ist immer noch nicht fertig, ich glaube, dass dort erst ein größerer Investor kommen müsste, um den genehmigten B-Plan voran zu treiben. Auf der linken Seite ist das kleine Vorhandene neu entstanden. Das Kinderferienlager CJD davor ist immer noch in Betrieb und belegt. Dann hatten wir immer vorgesehen, das ehemalige Postlager, was jetzt Kranichsruh ist, mitten im Ort und das Café Redensee weiter zu entwickeln. Ich war immer der Meinung, wenn das Objekt Kranichsruh kommt, wird das Café Redensee von alleine ausgebaut und so ist es gekommen. Also eigentlich nicht falsch gedacht von der Sache her. Dort haben immer 10 Doppelbungalows gestanden und die Bettenanzahl ist jetzt kaum höher. Aber wir können froh sein, dass wir dort wieder eine Gaststätte haben, dass die Leute dorthin gehen können, vielleicht ein bisschen im gehobenen Sektor. Wir haben ja auch Gaststätten, die sehr gut sind am Hafen, aber vom Niveau her ein ganz klein bisschen niedriger. Wir sind eine Gemeinde, die mittlerweile immer noch Gaststätten hat. Es gibt in anderen Gemeinden kaum noch Gaststätten. Das ist auch nicht so ganz einfach. Und wann entwickelt sich was? Entwickeln tut sich nur was, wenn die Infrastruktur einigermaßen in Ordnung ist. Deshalb habe ich immer viel Wert darauf gelegt, dass wir die Infrastruktur ausbauen. Wie war Ihre Frage?
Dorfzeitung: Es war die nach der Überformung des Dorfes durch den Tourismus.
Herr Groth: Nach wie vor streben wir Urlauber mit Kindern an, ältere Leute, also nach der Urlaubssaison auch die Omas, Opas mit den Enkelkindern und natürlich auch junge Leute, die ein bisschen Ruhe haben wollen.
Dorfzeitung: Wie wollen Sie den dörflichen Charakter der Gemeinde erhalten?
Herr Groth: Der dörfliche Charakter der Gemeinde ist Stück für Stück verschwunden, indem sich die Ferienlager hier immer mehr ausgebreitet haben. Und irgendwann waren es mal 45 Stück. Aber für die Leute, die hier Gewerbe hatten oder für die Fahrgastschifffahrt, hat sich das auch gelohnt.
Dorfzeitung: Wir kommen in die Gegenwart zurück. Stichwort Unternehmensteuer. Das ist eine Komponente des Gemeindeeinkommens. Wie sehen Sie die Entwicklung dieser Einnahmequelle der Gemeinde? Und haben Sie in Bezug darauf eine Strategie?
Herr Groth: Ich kann die Leute immer nur wieder ermuntern, Kleinst- und Kleingewerbe zu machen. Die Infrastruktur wird immer besser. Wir können hier gerne Handwerksfirmen haben, die Hausmeisterservice oder Wäscheservice anbieten. Also Kleinstgewerbe wird wahrscheinlich nur möglich sein. Wir haben immer noch einen kleinen Einkaufsladen, da könnte vielleicht der eine oder andere Mut haben, daraus noch ein bisschen was zu machen. Die Großen werden hier nicht herkommen, brauchen wir wahrscheinlich auch nicht. Das eine oder andere Kleingewerbe wäre schon ideal.
Dorfzeitung: Sie sprechen jetzt Komponenten an, die den Tourismusbetrieb flankieren. Es gibt natürlich auch noch eine andere Flanke, Stichwort moderne Technologien, junge IT-affine Menschen. Werben Sie diese Leute auch für diese Gemeinde ein, und zwar mit Blick auf die Zukunft des Dorfes?
Herr Groth: An mich ist noch nie einer herangetreten in dieser Richtung. Die gibt es aber schon. Die sind hier, haben ein Haus gebaut und arbeiten von zu Hause aus. Es wird praktiziert, ohne dass du das direkt mitkriegst. Ich kann es schlecht einschätzen. Aber: Wir müssen mit Sicherheit immer mehr mit besseren Technologien arbeiten. Da geht es auch um die Stromversorgung, das ist alles richtig. Aber jetzt müssen wir mal ganz ehrlich sein. Wir haben 1990 die Wende gehabt. Wir sind gerade mal 34 Jahre dabei. In den meisten Gemeinden waren doch keine vernünftigen Straßen, Gehwege bzw. Radwege vorhanden. Das heißt also, wir mussten uns auf irgendwas konzentrieren und wenn der ein oder andere Private den Mut hat, sich selbstständig zu machen, dann soll er das tun, genauso wie ich und auch andere.
Dorfzeitung: Zum Stichwort Zukunft des Dorfes noch eine Frage. Stichwort junge Leute. Wie reizen Sie junge Leute an, hier zu bleiben, z.B. in der Gemeindevertretung mitzuarbeiten?
Herr Groth: Oh, da sind wir gar nicht so schlecht aufgestellt.
Dorfzeitung: Oh, mit jungen Leuten in der Gemeindevertretung?
Herr Groth: Brauchen Sie nur das Alter angucken auf der Liste.
Anmerkung: Herr Groth und die Redakteure gehen die Liste der Wahlgemeinschaft Fuhlendorf nach Alter durch.
Dorfzeitung: Die Frage ist: Was definieren Sie als jung?
Herr Groth: Das ist genau der Punkt, wenn ich bis 68 arbeiten soll, ist für mich das jung. So einfach ist das für mich. Ich muss da gar nicht lange rumdiskutieren. Ich kann diese Argumente absolut nicht verstehen. Für mich ist derjenige, der was macht, der wichtigere als derjenige, der jung ist und nichts macht.
Dorfzeitung: Entschuldigen Sie bitte, aber da unterstellen Sie den jungen Leuten, dass sie nichts machen.
Herr Groth: Nein, sie kommen bloß nicht.
Dorfzeitung: Man kann sie auch ansprechen
Herr Groth: Glauben Sie, dass ich das nicht gemacht habe? Ich glaube, die wollen einfach nicht mitmachen. Ich kann doch nicht zu jedem Bürger hinlaufen und fragen. Mir sind die Leute lieber, die von sich aus was tun, die ich nicht jedes Mal ansprechen muss, ob sie was machen wollen. Mich hat z.B. keiner gefragt, wie wir den Verein ins Leben gerufen haben mit dem Kinderfest. Meine Kinder waren schon etwas größer. Ich war Gründungsmitglied, von den jungen Eltern war keiner da. Tut mir leid, haben nur Ältere gemacht. Wir müssen die Frage so stellen: Wie kriegen wir es hin, dass wir die Jungen richtig animieren?
Dorfzeitung: Das ist richtig. Wie geht man auf die jungen Leute zu? Wie spricht man mit ihnen, damit sie sich entwickeln?
Herr Groth: Als wir das neue Feuerwehrgerätehaus 1995 gebaut haben und ein neues Feuerwehrauto angeschafft hatten, waren davor hauptsächlich ältere ehrenamtliche Feuerwehrleute im Dienst. Nach der Fertigstellung des Gebäudes hat sich sofort eine Jugendgruppe gebildet, mit ca. 10 – 12 Kinder. Woraus hat sich das entwickelt? Aus der Infrastruktur, die wir zusätzlich geschaffen haben. Der nächste Schritt war der Jugendclub, mit etwa 10 – 15 Jugendlichen, mit einem Betreuer der sich um viele Sachen gekümmert hat. Leider haben die Jugendlichen ihren eigenen Jugendclub zweimal kaputtgeschlagen. Die Gemeinde hat diese Räumlichkeiten wieder hergestellt und so konnte sich der Sportverein gründen und das Gebäude nutzen.
Dorfzeitung: Vielleicht zum Selbstverständnis unserer Fragen, Herr Groth. Wir sind hier, weil sich drei Kandidaten zur Bürgermeisterwahl stellen und wir wollen die Bürger bei ihrer Wahlentscheidung auf der Grundlage von Sachaussagen unterstützen. Demzufolge fragen wir.
Herr Groth: Ich habe nichts dagegen, aber Sie müssen mich manchmal auch verstehen, weil vieles vorhanden ist und nach meiner Auffassung noch nicht ausreichend wahrgenommen wird.
Dorfzeitung: Herr Groth. Ich nehme in den Gesprächen in der Gemeinde schon wahr, dass Sie viel für die Gemeinde geleistet haben.
Herr Groth: Ja, ich möchte bloß, dass es auch wahrgenommen wird. Ich habe vieles in meinen Leben geschafft. Seit Jahren kämpfe ich darum, dass für junge Leute, die hier bleiben und bauen möchten, Wohnhäuser gebaut werden können mit Einliegerwohnung oder sogar mit zwei Einliegerwohnungen, die man entweder als Dauermieter oder als Ferienwohnung nutzen kann. Sonst kann kein junger Mensch das Haus refinanzieren.
Dorfzeitung: Wo sind die Barrieren?
Herr Groth: Die Barrieren sind teilweise im gesetzlichen Rahmen, weil Wohnbebauung und Urlauberbebauung zusammen nicht so einfach statthaft ist. Also muss man Lücken suchen. Zweitens muss Land erworben werden, weil die Gemeinde dafür kein eigenes Land hat. Das Land muss bezahlt werden und das ist die nächste Hürde. Umso höher die Infrastruktur der Gemeinde ist, umso höher steigt auch der Verkehrswert der Grundstücke. Das heißt, da beißt sich alles ein bisschen. Wenn junge Leute hier bauen wollen, ich glaube unter 400.000€ ist kaum noch was drin, das muss erst mal finanziert werden. Das heißt, die Bauwilligen müssen erstmal gute Arbeit haben und wo haben wir noch gut bezahlte Arbeit? Nur noch in Stralsund oder Rostock.
Dorfzeitung: … oder das IT-Klientel, was wir gerade angeschnitten haben.
Herr Groth: Sie wissen, das sind noch wenige. Die Gemeinde hat sich damals entschieden, nicht selbst Wohngebiete vorzubereiten und ausbauen, das wäre finanziell und wirtschaftlich zum damaligen Zeitpunkt nicht leistbar gewesen. Das heißt, wir mussten Partner bzw. Investoren suchen, die selbstständig Wohngebiete schaffen wollen. Da entsteht wieder das Problem, dass die Grundstücke nach der Erschließung zu teuer werden, denn mittlerweile haben wir Grundstückspreise pro /qm von 100 -180 €. Im Heideweg auf der freien Fläche, wollte jemand Wohnhäuser bauen, er ist abgesprungen, weil es für ihn nicht finanzierbar war, trotzdem sind in den letzten Jahren ca. 20 – 25 Wohnhäuser bzw. Umbauten entstanden.
Dorfzeitung: Herr Groth, jetzt haben wir ein paar Auflockerungsfragen.
Kaffee oder Tee? Beides.
Sommer oder Winter? Herbst und Frühling.
Bücher oder Filme? Bücher.
Berge oder Meer? Beides.
Hund oder Katze? Ich habe eine Katze.
Morgenmensch oder Nachtmensch? Beides.
Fußball oder Handball? Mehr Fußball.
Kino oder Theater? Selten.
Auto oder Fahrrad? Mehr Auto.
Kochen oder essen gehen? Ich esse lieber als ich koche.
Thema Gemeindefinanzen – Ausgaben
Dorfzeitung: Welche Schwerpunkte setzen Sie bei den Ausgaben in der kommenden Wahlperiode mit besonderem Augenmerk für die Einwohner der Gemeinde?
Herr Groth: Wir können als Gemeinde nur vorbereiten, damit die Einwohner – Einwohner heißt für mich auch die Leute, die hier mit Zweitwohnsitz – alles nutzen können, was an Infrastruktur geschaffen wurde. Dies alles ist für die Allgemeinheit nutzbar. Auch den von der Gemeinde geschaffenen Naturlehrpfad, den ich noch nicht genannt hatte, wird von allen z.B. Schulklassen, Urlaubern und Bürgern gerne genutzt.
Dorfzeitung: Infrastruktur ist ja ein Überbegriff. Was sehen Sie noch an Ausgaben für die Infrastruktur in der kommenden Wahlperiode für die Einwohner?
Herr Groth: Sagen wir es mal so: Weiterhin Bänke, Papierkörper, alles, was in diese Richtung dazu gehört, den Strandabschnitt weiter verbessern, sportliche Möglichkeiten schaffen, die auch von allen genutzt werden können. Weiterhin die Fahrradwege unterhalten, ausbauen, da haben wir auch noch zwei, drei Kleinigkeiten zu machen. Und was für mich vielleicht noch ganz wichtig ist, dass wir weiterhin daran arbeiten, eine Einkaufsmöglichkeit zu behalten hier im Ort, dass die Bürger selber entscheiden können: Fahren sie zum Großmarkt oder bleiben sie hier beim kleinen Einkaufsladen? Das alles vorzubereiten, ist Aufgabe einer Gemeinde, nach meiner Meinung
Thema Zusammenarbeit in der Gemeinde
Dorfzeitung: Erzählen Sie bitte, wie Sie die Bürgerbeteiligung ermöglichen wollen. Bürgerbeteiligung geht los bei der Gemeindevertretung, geht weiter über die Gemeindeteile, ich spreche über Michaelsdorf, Gutglück, Bodstedt, Fuhlendorf. Wie werden die in die Entscheidungsfindung mit einbezogen?
Herr Groth: Ganz einfach. Das habe ich in das Wahlprogramm noch mal reingeschrieben. Dass die Bürgerinnen und Bürger erst einmal wieder zur Gemeindevertretersitzungen kommen, damit sie die notwendigen Informationen erhalten. Weiterhin bekommen sie Informationen über Aushänge und über Einwohnerversammlungen. Einwohnerversammlungen wurden durchgeführt für verschiedene Straßenbaumaßnahmen im Gemeindegebiet, auch für die Flurneuordnung in Michaelsdorf und für die größte Maßnahme, nämlich die Abwasserbeseitigung in den gesamten Ortslagen, Gutglück, Bodstedt, Fuhlendorf und Michaelsdorf. Diese wurde in Gutglück durchgeführt. Sämtliche B-Pläne oder wichtige Angelegenheiten werden immer öffentlich bekannt gemacht. Das heißt, jeder Bürger hat die Möglichkeit, sich zu beteiligen bzw. zu mir zu kommen, um darüber zu reden. Das machen viele Ältere, so muss ich das einfach mal sagen: Viele Ältere, mit denen ich spreche, kommen direkt auf mich zu, um sich auszutauschen. Ich bin nicht der Typ, der zu jedem Einzelnen immer hingeht. Das mache ich nicht, weil ich nach wie vor der Auffassung bin, dass auch eine gewisse Informationspflicht besteht. Aber ich bin zu jeder Zeit bereit, wenn mich einer anruft bzw. anspricht, mich mit ihm /ihr ein oder zwei Stunden hinzusetzen und über seine Angelegenheiten zu sprechen. Damit habe ich keine Probleme, weil dies auch zu den Aufgaben eines Bürgermeisters gehört.
Thema persönliche Eignung als Bürgermeister
Dorfzeitung: Und jetzt die Abschlussfrage. Welche persönlichen Eigenschaften qualifizieren Sie als Bürgermeister?
Herr Groth: Meine Stärken sind, dass ich entscheidungsfreudig bin. Dass ich auch Entscheidungen treffe, wenn man eine gewisse Zeit darüber diskutiert hat, sich Meinungen eingeholt hat – dies ist ja hauptsächlich in der Gemeindevertretung – dann muss man irgendwann bereit sein, eine Entscheidung zu treffen. Anders geht es nicht. Die Bürgerinnen und Bürger haben bei der Wahl die Möglichkeit, das zu beurteilen. Damit ist der Zeitpunkt gekommen, wo man sagt, entweder man kann damit leben, was da geschaffen worden ist, vielleicht noch geschafft werden kann, oder wir müssen neue Wege gehen. Neue Wege zu gehen heißt aber immer, den Haushalt im Griff zu behalten. Anders würde es nicht funktionieren. Wir sind nach wie vor eine kleine Gemeinde.
Dorfzeitung: Herr Groth, haben Sie Fragen an uns?
Herr Groth: Ich bin wunschlos glücklich.
Dorfzeitung: Danke Herr Groth für dieses ausführliche Interview.